SchreibmotorikGRUNDLAGEN – 2. Schreib&Graphomotorik

Schreibmotorik und Graphomotorik

Graphomotorik

Der Begriff Graphomotorik beschreibt die motorischen Voraussetzungen für das spätere schnellere Schreiben. Zu Beginn des Schreiben Lernens steht zunächst das langsame „Malen“ von Buchstaben oder die Schönschrift im Mittelpunkt. Der Übergang einer langsameren und form-orientierten Graphomotorik in eine flüssige dynamische Schreibmotorik ist aber normalerweise nicht Gegenstand des Schreibunterrichts. Man hofft, dass sich das flüssige Schreiben im Verlauf des vermehrten Schreibens irgendwann von selbst einstellt. Das ist aber oftmals ein fataler Trugschluss. Viele Kinder entwickeln genau and dieser Bruchstelle gravierende Schreibprobleme und eine unleserliche Schrift, und die vorherige Fokusierung auf die möglichst genaue Einhaltung der Schriftform verschärft das Problem zusätzlich.

Schreibmotorik

Die Schreibmotorik umfasst hingegen die motorischen Prozesse, die Grundlage einer flüssigen ausgeschriebenen Handschrift sind. In diesem Sinne unterscheidet die Schreibmotorik streng zwischen dem langsamen Malen von Buchstaben und dem flüssigen Schreiben. Der Unterschied liegt darin, dass beim Malen die Formkontrolle im Mittelpunkt steht, während beim Schreiben die Motorik dominiert und die Form eine Folge der zuvor gelernten automatisierten Bewegungen ist. Buchstabenformen entstehen beim Schreiben also direkt aus der Bewegung heraus.

Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen dieses Modell in vielen verschiedenen Aspekten. So werden im motorischen Gedächtnis erfolgreich ausgeführte flüssige Bewegungen als ganzheitliche Muster gespeichert und können dann als motorisches Programm wieder abgerufen werden. Deshalb ist die Schrift mit offenen und geschlossenen Augen fast exakt die gleiche. Darüber hinaus sind die Augen und auch die bewusste Bewegungskontrolle viel zu langsam um den flüssigen Schreibprozess während der Ausführung zu kontrollieren. Routinierte Schreiber schreiben mit etwa 5 Auf- und Abstrichen pro Sekunden, das Auge kann aber nur 1.5 Strichen pro Sekunde im Detail folgen.

Abbildung: Flüssige Schreibbewegungen bei routiniertem Schreiben. Für den Testsatz werden nur 7.3 Sekunden benötigt. Der Geschwindigkeitsverlauf vy (Mitte) zeigt die Regelmäßigkeit der Bewegungsausführung, auch bei Bewegungen in der Luft (gepunktet). Der Schreibdruck (unten) bewegt sich auf konstantem mittlerem Niveau.

Das Lernen dieser motorischen und automatisierten Muster bezeichnet man auch als kinesthetisches Lernen, man lernt also durch Bewegungserfahrung. Diese Bewegungserfahrung benötigt auch eine gewisse Mindestgeschwindigkeit. Wenn die Muskeln in Zeitlupe eine genaue Form abfahren, dann werden keine motorischen Muster erzeugt, die abgespeichert werden können. Die Muskeln werden dann permanent aktiviert und deaktiviert, um jegliche beobachtete Abweichung sofort zu korrigieren. In routinierter Schrift werden die Muskeln hingegen bei jedem Auf  und Abstrich nur genau nur einmal aktiviert. Automatisierte Bewegungen unterscheiden sich in dieser Hinsicht grundsätzlich von den bewusst kontrollierten Nachführbewegungen-

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