SchreibmotorikPROBLEME – Schreibprobleme bei Kindern
Schreibprobleme bei Kindern
Probleme im Kindergartenalter
Die kindliche handmotorische Entwicklung, welche für das spätere Schreiben eine wichtige Basis ist, folgt bestimmten Meilensteilen. Wie und wann genau das Kind aber bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten erwirbt, ist sehr individuell und oft von Umgebungsfaktoren, wie z.B. der häuslichen Förderung, abhängig. Häufig sind auch Geschlechtsunterschiede zu bemerken (z.B. Jungen interessieren sich für Stifte und Malen oft erst später als Mädchen). Eine Diagnose bzgl. motorischer Entwicklungsstörungen sollte in der Regel nicht vor dem Alter von 5 Jahren gestellt werden (AWMF Leitlinie UEMF, 2020).
Folgende wichtige Meilensteine der motorischen Entwicklung der Hand (vgl. Largo 2000) sollten bis spätestens zum Schuleintritt erfolgen:
- differenzierte Griffe (z.B. Grobgriff, Pinzettengriff, Zangengriff)
- Werkzeuggebrauch (z.B. Verwendung eines Löffels, eines Kamms)
- In-Hand-Manipulationen (Transport von kleinen Gegenständen in die Handfläche)
- Entwicklung von räumlichen Beziehungen
- Erfahrung unterschiedlichster taktiler und propriozeptiver Sinnesreize
- Entwicklung einer Handpräferenz (ca. 3.-5. Lebensjahr, sollte spätestens im Vorschulalter festgelegt werden)
- Zunahme komplexerer Leistungen (z.B. Schneiden mit Schere, Knöpfe öffnen und schließen, Schuhe binden, Bauen mit Duplo-/Legosteinen, Reißverschluss bedienen, Essen mit Besteck, Falten von Papier, Stifte anspitzen, Nutzung unterschiedlichster Stifte und Pinsel)
Erkennen Eltern, oder auch ErzieherInnen insbesondere in der Vorschulzeit Probleme in den aufgeführten Fertigkeiten, so ist es sinnvoll dies beim Kinderarzt anzusprechen und einen geschulten Therapeuten aufzusuchen. Dieser hat dann die Möglichkeit gezielt zu überprüfen, welche Fertigkeiten und Fähigkeiten des Kindes vorhanden sind und wo ggf. noch Unterstützung notwendig ist. Häufig sind es nur Kleinigkeiten, die präventiv verändert werden können, um einen guten Schulstart des Kindes zu ermöglichen.
Unabhängig vom Alter des Kindes sollte im Fokus eines Schreibtrainings immer das Erlernen von flüssigen (Schreib-) Bewegungen stehen, mit dem Ziel das Schreiben zu automatisieren.
Probleme im Schulalter
Die Schreibschwierigkeiten die im Rahmen des Schreiblernprozesses auftreten können, sind sehr individuell und vielfältig. Insbesondere zeigen sich im Schulalter häufig
- Schmerzen im Arm, die Hand wird häufig ausgeschüttelt
- ein starker Druck auf den Stift und/oder auf das Papier
- eine verkrampfte und/oder wechselnde Stifthaltung
- ein häufiges Absetzen des Stiftes, das Schreiben wirkt dadurch sehr steif und ungelenk
- eine verlangsamte Schreibgeschwindigkeit
- wechselnde Buchstabenformen bis hin zu unleserlichen Buchstaben
- uneinheitliche Buchstabengrößen
- unregelmäßige Abstände innerhalb eines Wortes und/oder zwischen Wörtern
- wechselnde Schriftlagen
- eine Nichteinhaltung der Linien
- ungünstige Buchstabenverbindungen
- eine ungünstige Sitzhaltung und Heft- bzw. Blattlage
- ein Verlust der Formkontrolle und vermehrte Schreibfehler bei schnellerem Schreiben
Der Ursache von Schreibproblemen muss nicht unbedingt ein Problem in der Feinmotorik der Hand zugrunde liegen. Oftmals liegt das Problem in der Entwicklung einer flüssigen und individuellen Handschrift. Steigen handschriftliche Anforderungen, wie z.B. beim Übertritt von der Grundschule in weiterführende Schulen, so werden oben genannte Schreibschwierigkeiten relevant und führen zu größeren Problemen.
Durch frühzeitige und gezielte Zusatzförderungen seitens der Schule (z.B. Förder- oder Pluskurse) können oft Hilfen geschaffen werden. Häufig fehlt es aber an zeitlichen und personellen Ressourcen der Schule, um Kinder gezielt in ihrem Schreiblernprozess zu unterstützen. Wichtig ist es dann, sich frühzeitig Hilfe von Experten zu holen, die eine detaillierte Schreibanalyse und ein gezieltes Schreibtraining anbieten.