SchreibLernKONZEPT – 3. SchreibLernKonzept Handlungsfelder

Handlungs- und Trainingsfelder im SchreibLernKonzept

Die Handlungsfelder des SchreibLernKonzepts

Studien aus der SchreibForschung und den Bewegungswissenschaften, evidenzbasierte Daten aus der SchreibFörderung und SchreibTherapie sowie pragmatische Erfahrungen von Schreibprofis zeigen, wie SchreibenLernen gelingen kann.

Diese differenzierten Erkenntnisse bilden die Grundlage für ein ausgewogenes schreibmotorisches LernKonzept (SMLK), das in elf interagierenden Handlungs- und Trainingsfeldern mit kommentierten Leitlinien dargestellt wird.

Das Handlungs- und Trainingsfeld Kinematik der Spur- und Schreibbewegung:
ist das Herzstück und die Schaltzentrale einer funktionierenden Schreibmotorik.
Für jede automatisierte Spurbewegung mit dem Stift ist das motorisch effiziente Zusammenspiel mit hoher Wiederholgenauigkeit der kinematischen Parameter Beschleunigung, Geschwindigkeit und Rhythmus verantwortlich. Erst die kinematische Analyse der Spur- und Schreibbewegungen mit dem Programm CSWin gibt Aufschluss darüber, ob die Bewegungsabläufe mit dem Stift automatisiert oder kontrolliert ablaufen.
Ein weiterer Parameter ist der Schreibdruck. Abhängig von den Profilen der Spur- und Schreibbewegung verändern und verstärken sich die Druckverläufe insbesondere mit der Länge der Buchstabenverbindungen in einem Wort.

Kinematik der Schreibbewegungen: Mit der Variation von Geschwindigkeit, Beschleunigung, Rhythmus und Druck wird systematisch Bewegungskompetenz aufgebaut und automatisiert. Dies beginnt mit den Grundbewegungen des Schreibens, sowie den koordinierten Hand- und Fingerbewegungen bei den Spur- und Schreibbewegungen. Der Transfer auf das geläufige Schreiben gelingt leichter, wenn die Bewegungsabläufe in der SchreibLernphase vorausgeplant und antizipiert werden.

Das Handlungs- und Trainingsfeld SchreibKontexte im SchriftSpracherwerb:
greift insbesondere die Struktur und die schreibmotorischen Bewegungsabläufe des Buchstabenprofils im Umfeld von Silbe und Wort auf und erweitert den Blick auf die SchreibKontexte beim Verfassen von Texten und beim schnellen Abruf von orthographisch gespeicherten Wörtern aus dem mentalen Lexikon.

SchreibKontexte im Schriftspacherwerb: Das automatisierte Zusammenspiel von Formdetails und schreibrichtigem Bewegungsverlauf eines Buchstabens ist Voraussetzung dafür, dass im SchriftSpracherwerb die vielfältigen Teilprozesse und Kontextvariablen insbesondere aus dem mentalen Lexikon und der Rechtschreibentwicklung beim Schreiben von Wörtern, Sätzen und Texten reibungslos zusammenwirken.

Die Handlungs- und Trainingsfelder Toleranzbereiche, Fehler als Chance und Inneres Feedback:
sind wichtige Taktgeber für alle Trainingsformate und wirken systemisch vernetzt auf die schreibmotorischen Prozesse im SchreibLernkonzept ein.

Toleranzbereiche beim Schreiben: Schnelle und geläufige Bewegungsabläufe werden gefördert, wenn Ziel- oder Berührungspunkte bei Buchstaben (z. B. A – E – T, a – b – d) und Teilverbindungen nicht exakt getroffen werden müssen, oder wenn bei Buchstabenproportionen (B – R – S, g – k -m) Toleranzbereiche eingeräumt werden. Jede Detailkontrolle unterbricht die motorischen Abläufe und behindert das automatisierte Spuren und Schreiben.

Fehler als Lernchance: Variables und differenzielles Lernen variiert bewusst innerhalb der Bewegungsausführung. Bewusstes größer / kleiner, schneller / langsamer, mit Druckveränderungen und wechselnden Rhythmen zu spuren und zu schreiben ergibt ein breites Spektrum an Bewegungskompetenz. Förderdiagnostische Beobachtungen achten insbesondere in der SchreibLernphase auf individuelle und schreiboptimierte Bewegungsabläufe.

Inneres Feedback: Vielfältige Bewegungserfahrungen, variative Bewegungsausführungen mit individuellen Lösungsansätzen beim Spuren und Schreiben ermöglichen ein selbstorganisiertes motorisches Lernen und erhöhen die Reflexionsfähigkeit der Kinder. Schnelles Schreiben in Schreibräumen fördert Bewegungserfahrungen, individuelle Schriftgrößen sind möglich. Schreibmotorisch schwächere Kinder benötigen mehr Platz. Für sie günstige Schreibbedingungen mit Transfer auf die eigene Schreibkompetenz können selbst gefunden werden.

Die Handlungs- und Trainingsfelder Schreibkompetenz und Schreibeffizienz:
sind wichtige Taktgeber für alle Trainingsformate und wirken systemisch vernetzt auf die schreibmotorischen Prozesse im SchreibLernkonzept ein.

Schreibkompetenz: Vorhandene schreibmotorische Fähigkeiten der Kinder werden oft vernachlässigt, weil die Entwicklung einer motorischen Schreibkompetenz im Unterricht eine zu geringe Rolle spielt. Schnelleres Schreiben wäre möglich, wird aber nicht gefördert, so dass kontrollierte Schreibbewegungen dominieren. Der Aufbau schreibmotorischer Kompetenzen sollte durch assoziatives / antizipierendes Erinnern und sprachlich-motorischesVorausplanen unterstützt werden. Automatisiertes Schreiben ist aber die Voraussetzung, dass im Arbeitsgedächtnis Kapazitäten für sprachliche, orthographische und textspezifische Aufgaben frei werden.

Effizienz des Schreibens: Grundsätzlich ist es schwierig, verbundene Schulausgangsschriften schnell, leserlich und automatisiert zu schreiben. Das Verbinden von Buchstaben ist nur dort sinnvoll, wo es die Schreibbewegung vereinfacht (z.B. ei – el – ie – au ), andere Verbindungen führen zu Zeitverlusten oder werden mit Deckstrichen geschrieben (z.B. Linksoval: nd – la) geschrieben. Luftsprünge erhöhen dort die Schreibgeschwindigkeit. SchreibKontexte sollten bewusst als schreibaktive Lernumgebung zur Förderung der Schreibmotorik genutzt werden.

Das Handlungs- und Trainingsfeld Stiftführung, Hand- und Sitzhaltung:
ist in alle Handlungs- und Trainingsfelder integriert und berücksichtigt insbesondere die motorischen Grundfertigkeiten des Schreibens für den eigentlichen Schrifterwerb. Hinweise zu einer entspannten Körperhaltung und einer lockeren Stiftführung, Hilfen für die richtige Sitzhaltung und Blattlage, Tipps zur Handführung etc. erfolgen exemplarisch in SchreibSTART oder SchreibCHECK.

Eine lockere Stiftführung gelingt am besten mit dem Dreifingergriff. Koordinierte Bewegungen von Handgelenk und Fingern werden erleichtert, wenn das Kind aufrecht sitzt und die Unterarme nicht aufgestützt werden müssen. Ein leicht nach links gedrehtes Blatt für Rechtshänder und ein nach rechts gedrehtes Blatt für Linkshänder erleichtern das kursive Schreiben. Dickere Stifte mit ergonomischen Griffzonen sind für die Schreiblernphase besonders geeignet.

Die Handlungs- und Trainingsfelder SchreibSTART, SchreibenLERNEN, SchreibenHANDSCHRIFT und SchreibCHECK:
runden die grafische Übersicht des SchreibLernKONZEPTS ab. Jedes der genannten Felder ist grundlegend für das SchreibenLernen und für das Verstehen und Kennenlernen der schreibmotorisch-kinematischen Prozesse in den verschiedenen Phasen des Schriftspracherwerbs, der Handschriftentwicklung und der Schreibförderung. Deshalb sollen diese vertiefenden Inhalte gezielt über die Menüleiste bzw. die Navigationsbuttons erreichbar sein.

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