SchreibKOMPETENZ – 4. Schreibdruck
Erhöhter Schreibdruck
Typischer Druckanstieg bei verbundenen Schriften
Martin, 4.Jgst.,Grundschule, schreibt „Zirkus“ in Lateinischer Ausgangschrift (LA). Das Wort war rechtschriftlich gesichert, die Buchstabenfolge mehrfach wiederholt. Er schreibt sehr langsam (1,40 Hz) und schreibmotorisch kontrolliert (4,20 NIV. Der Stift bleibt die ganze Zeit über auf dem Papier. Typische Haltezeiten stellen sich bei den wechselnden Anbindungsbewegungen, insbesondere bei den Kleinbuchstaben ein. Erst am Wortende wird der “i-Punkt“ bzw. Querstrich zum „Z“ gesetzt.
Abb. normal dann Zeitlupe ST-20/V-2 (Start nach erster angedeuteter Wellenlinie, Ende nach „s“)
Diese Schreibtechnik zeigt sich eindrucksvoll im zugehörigen Druckprofil. Der Schreibdruck erhöht sich kontant im Verlauf des verbundenen Schreibens. Erst am Ende, wenn der Stift abhebt, fällt der Druck und steigt nur noch kurz an.
Die stetig ansteigende Druckkurve ist typisch für alle verbundenen Schriften. In diesem Fall noch im Normalbereich, wenn auch die Druckspitzen an Haltestellen im Wort auffallen. Sein Problem liegt im erhöhten Zeitaufwand bei der Bewältigung einer Schreibaufgabe




Hoher Schreibdruck führt zur Ermüdung
Mark, 4.Jgst.,Grundschule, schreibt „Tiger“ in Lateinischer Ausgangschrift (LA). Das Wort war rechtschriftlich gesichert, die Buchstabenfolge mehrfach wiederholt. Er schreibt ohne Unterbrechungen oder längere Haltezeiten zügig (2,28 Hz) und ist auf dem Weg zu schreibmotorisch automatisierten Phasen (2,46 NIV. Der Stift bleibt die ganze Zeit (3,836ms) über auf dem Papier. Auffallend ist der Start mit relativer langer Luftbewegung (1,511ms) bis zur Anbindungsbewegung „i“ und der exakt ausgeführte Deckstrich beim „g“. Erst am Wortende wird der “i-Punkt“ gesetzt.
Charakteristisch ist wiederum der permanente Druckanstieg in den Verbindungen und der Druckabfall nach Luftbewegungen. Mark schreibt aber über alle kinematischen Untersuchungen hinweg auf einem sehr hohen Druckniveau. Dies ist typisch bei Schreibanfängern und deshalb noch weniger problematisch. Bei einem 4.Klässer ist der Schreibumsatz dagen schon hoch und die Anforderung an die Schreibhand sind bei dieser Druckstärke erheblich. Die Hand kann sich in den Schreibphasen durch diese Schreibtechnik nicht mehr erholen, Konzentrationsschwächen und Ermüdung ist die Folge. Dieses schreibtechnische Problem wird zu oft auf die leichte Schulter genommen.
Luftsprünge fördern das effiziente Schreiben
Buchstabenentgleisungen deuten sich bei Manuel bei “T“ und auffällig bei allen „g“ an. Nicht der senkrechte „T-Strich“ zu Beginn, sondern der waagrechte Strich mit Luftschwung führt in den Abstrich, der als Wiegebewegung zum Anstrich für „i“wird. Beim 3.mal wird der Abstrich mittig korrigiert und doppelt ausgeführt. Ohne Luftsprung entgleist die Linksbewegung zum „g“, wenn das Tempo zunimmt. Der Deckstrich kann nicht mehr automatisiert ausgeführt werden und die Schlaufenbewegungen halten der Geschwindigkeit nicht mehr stand.
Mit Luftsprung lassen sich stattdessen Teilbewegungen erzielen, die Manuels schreibmotorische Möglichkeiten weiterentwickeln und zu einer schnellen und gut lesbaren Schrift führen. Konkret: Vom „T“ mit Luftsprung zur Spurbewegung „ie“, weiter mit Luftsprung zum „g“ und Spurbewegung „er“.
Die SchreibmotorikForschung belegt den Vorteil von Teilbewegungen durch Zeitgewinn bei Buchstaben und Buchstabenverbindungen. Alle unnötigen Schnörkel, Schlaufen und Wellen kosten Zeit und stören schnelle Bewegungsabläufe. Druckschriftnahe Buchstaben lassen sich im Vergleich zu den verbunden geschriebenen Buchstaben der Schulausgangschriften (VA-LA-SAS), mit wenigen Grundbewegungen schreiben. Automatisierte Schreibbewegungen sind auch deshalb zielführender und nachhaltiger zu erlernen, wenn Schreibbewegungen nur teilverbunden erfolgen. Die Schreibcharakteristik der Schulausgangsschriften dagegen ist im Erwerb kontraproduktiv zu den schreibmotorischen Befunden.


Ohne Absetzen - keine Entspannung für die Schreibhand
Lena, Anfang 3.Jgst., Grundschule schreibt seit 1,5 Jahren die Vereinfachte Ausgangsschrift. In der Zeitlupe sieht man, wie genau sie die Gliederungsstruktur der Kleinbuchstaben einhält. Jeder Buchstabe beginnt und endet am Mittelband, in diesem Fall oben. Lena schreibt erwartungsgemäß schnell und hält perfekt die Proportionen ein. (Die Lineatur wurde nachträglich eingezogen).
Sie weicht bei „w“, „u“ und „r“ von der Struktur ab und ändert das Halteverhalten.
Die Haltezeiten sind für „Regen“ auffallend lange und in der Grafik veranschaulicht.
Wenn der notwendige Stopp beim“R“ vernachlässigt wird, verbleiben noch ca. 2.5 sek Standzeit von 6,1 sek Schreibzeit. Das ist aber viel zu lange und ließe sich, bei schreibmotorisch anspruchsvollen Buchstabenverbindungen, mit mangelnder motorischer Vorausplanung erklären.




Die kinematische Daten zeigen aber noch etwas anderes.
Die Grafik zeigt übersichtshalber den ansteigenden Druckverlauf von „Regen“. Die Druckspitzen entstehen an den Haltestellen der markierten Buchstaben. Sie liegen weit über dem Normaldruck von 1,0 N und sind bei der langen Wartezeit von „e-1“ mehr als doppelt so hoch. In diesem Fall sind die langen Haltezeiten keine Pausen im eigentlichen Sinn, sondern die Schreibhand ermüdet im Stehen. Wie niedrig der Druckverlauf sein kann, wenn der Stift abhebt und sich die Hand dabei entspannen kann, zeigen die federleichten Druckverläufe von „R“.